Rund 450 Normen, 400 Europäische Bewertungsdokumente und zahllose Kommissionsentscheidungen und delegierte Rechtsakte umfasst der „Besitzstand“ (Acquis) der Bauproduktenverordnung (englische Abkürzung: CPR) aktuell. Der Mammutaufgabe, all diese zu sichten und in Hinblick auf die Anforderungen der neuen Bauproduktenverordnung zu überarbeiten und zu verbessern, stellen sich Kommission, Mitgliedstaaten und Fachwelt im Rahmen des CPR-Acquis-Prozesses seit Ende 2019. Hunderte Fachleute sind national und auf europäischer Ebene eingebunden.
Das DIBt arbeitet im Auftrag der Länder in allen bisher im Rahmen des CPR-Acquis-Prozesses eingerichteten Arbeitsgruppen mit. DIBt-Präsident Gerhard Breitschaft ist für die Länder in der europäischen Steering Group zum CPR-Acquis-Prozess tätig, die mit der Novelle der Bauproduktenverordnung als "CPR Expert Group" fortgeführt wird. Ende Februar 2023 hat der Beirat des DIN zudem einen NA-Bau-Sonderausschuss für die Begleitung des CPR-Acquis-Prozesses eingerichtet. Den Vorsitz übernahm ebenfalls Gerhard Breitschaft.
Was das Inhaltliche angeht, so lagen zum Ende des Jahres 2024 zwei im Rahmen des CPR-Acquis-Prozesses erarbeitete Normungsaufträge (Standardisation Requests) vor. Zum Normungsauftrag für Stahlbauteile hatte Deutschland nur wenige Kommentare in Bezug auf den Brandschutz abgegeben. Der Normungsauftrag für Betonfertigteile wurde von Deutschland hingegen umfangreich kommentiert. Geplant ist in diesem Bereich eine einzige Mammutnorm, die alle bisherigen harmonisierten Normen für Betonfertigteile ablösen soll. Dieses Ziel ist sehr ambitioniert, zumal der zeitliche Rahmen für die Erarbeitung der neuen harmonisierten Norm, die bereits im November 2025 fertiggestellt sein soll, sehr eng gesteckt ist.
Als Zwischenfazit lässt sich festhalten, dass es trotz einer konstruktiven Arbeitsatmosphäre im CPR-Acquis-Prozess für die Mitgliedstaaten schwierig bleibt, einzelstaatliche Regelungsbelange einzubringen. Eine enge Rückkopplung von europäischer Normung und nationalen Regelungsbedarfen ist jedoch notwendig, um einen sinnvoll funktionierenden Binnenmarkt für Bauprodukte herzustellen und gleichzeitig ein hohes Niveau an Bauwerkssicherheit in Europa zu gewährleisten.